Ein wenig Geschichte der lutherischen Gemeinde Magdeburg.
Weil von König Friedrich-Wilhelm III. kraft seiner Regierungsgewalt der Zusammenschluss der lutherischen und reformierten Kirchen zur Evangelischen Kirche der Union befohlen worden war, bildet sich in Magdeburg aus Bekenntnisgründen unter Hauptmann von Rohr und einigen Anderen 1836 eine kleine lutherische Gemeinde.
Der Anlass: Von Rohr lässt seinen Sohn vom lutherischen Pfarrer Grabau, der von Erfurt aus vorbeikommt, taufen und zeigt dies nachträglich dem evangelischen Konsistorium an. Das Konsistorium erklärt die lutherische Taufe für ungültig und verlangt die Wiederholung der Taufe durch einen unierten Pfarrer. Dies lehnt von Rohr ab. Es kommt zum offenen Streit mit dem König. Von Rohr muss in den Ruhestand gehen, und die Gemeinde wird verfolgt. Sie wächst aber in kurzer Zeit erheblich.
1839 wandern etwa 500 Gemeindeglieder mit Hauptmann a. D. von Rohr nach Amerika aus.
Nach dem Tode des Königs wird die Gemeinde toleriert, wächst wieder und spaltet sich 1861 in Immanueliten (etwa 500) und breslautreue Altlutheraner (etwa 50). Erst nach sechs Jahrzehnten gibt es in Magdeburg wieder eine geeinte lutherische Gemeinde.
Ein eigenes Gebäude hat die Gemeinde nie gehabt. Gegen Ende der 1920er Jahre gibt es endlich eine Bleibe in der Annenkapelle. In den dreißiger Jahren ist die Rede von 26 Predigtorten. Die Annenkapelle wird im zweiten Weltkrieg zerstört. Die Gemeinde findet Unterschlupf in einer Kapelle des Domes und schließlich in der hochsäuligen Kapelle des Klosters „Unser Lieben Frauen".
1958 wird das Kloster kurzerhand verstaatlicht und das Pfarrhaus dem Erdboden gleichgemacht. Es folgen zehn Jahre böser Auseinandersetzungen mit Leuten, die die Gemeinde aus dem Kloster ekeln wollen, Stromabschaltungen, Türschlossänderungen, sonntägliche Bauarbeiten, sonntags meterhohe Schuttberge vor der Kirchentür, mal ein riesiger Kohleberg...
Die Gemeinde beteiligt sich seit 1959 am Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Magdalenenkapelle, investiert zehntausende Mark und zieht 1968 in die wiedererrichtete Magdalenenkapelle am Petriförder um. Die Kapelle ist aber Eigentum der Stadt. Durch fatale Fehler beim Bau ist nach wenigen Jahren die Feuchtigkeit im Mauerwerk bis fast zum Dach vorgedrungen. Die Kapelle wird unbenutzbar.
Nach langwierigen Bemühungen kann die Gemeinde 1984 ein kleines Gebäude am Sudenburger Wochenmarkt zum Gemeindezentrum umbauen. Nach der Wende 1989 wird das Gelände verkauft und die Gemeinde muss erneut weichen. In vierjährigem Ringen kann schließlich ein Haus im Buckauer Engpass, Schönebecker Straße 110b, erworben werden, das zu einem Gemeindezentrum und Pfarrhaus umgebaut wird. Seit 1994 kann die Gemeinde nun endlich ein ansprechendes Domizil ihr Eigen nennen.