Den Gemeindebrief 3/2024 (September / Oktober / November) können Sie lesen, wenn Sie auf den Link klicken.
Aus dem Inhalt des Gemeindebriefs:
Sehenswerte Ruinen
Liebe Leserinnen und Leser!
Eine Burgruine kommt immer gut als Ziel einer Wanderung! Im Urlaub hatten wir reiche Ruinenauswahl. Wir haben einige besichtigt. Ich fand es immer wieder faszinierend, zu versuchen, mir auszumalen, wie das Leben zwischen den alten Mauern einmal war. Wie sah es dort aus, wie klang es oder roch es, als Dächer darauf waren, als Rauch aus Schornsteinen aufstieg und Menschen und Tiere ein- und ausgingen?
Die vielen Ruinen zeigen: Es gab eine Zeit, in der viele Burgen gebaut wurden. Da wurde großer Aufwand getrieben, die mächtigen Bauten an unzugänglichen Stellen hochzuziehen. Es muss sich gelohnt haben, wenn das an so vielen Stellen geschah. Die Burg war ein Konzept, das gut funktionierte. Es war eine Investition in die Zukunft, die Wachstum und Stabilität brachte. Sonst hätten nicht so viele solchen Aufwand getrieben.
Aber die Zeiten änderten sich. Was über viele Menschenalter hinweg selbstverständlich fortschrittlich war, das brachte immer weniger. Die mächtigen Bauten wurden unhaltbarer und nutzloser. Sie wurden verlassen und verfielen. Es gab kein Zurück. Schließlich sind nur einige romantische, sehenswerte Ruinen geblieben, teuer in der Erhaltung, aber fotogen für die Touristen.
Was würden wohl die damaligen Burgbewohner empfinden, wenn sie heute ihre Ruinen sehen könnten? Sie werden wohl nicht stolz darauf sein, dass sie zumindest ganz hübsche Mauerreste hinterlassen haben. Ob sie die Reste dessen, auf das sie so viel Hoffnung setzten, sogar als einen Hohn empfinden würden?
Das kann man nicht wissen. Aber was ist mit uns? Was wird von unserer Zeit und unserem Leben einmal übrig sein? Sind wir darauf vorbereitet, unsere Lebensruinen zu sehen?
Jede Burgruine ist ja eigentlich ein Bild von uns, von unserer Stärke, unserem Fortschritt, von allem, was wir jetzt stark, zukunftsträchtig oder bewundernswert finden. Denn das alles wird auch einmal zusammenbrechen und verfallen. Es wird einmal nicht mehr funktionieren und nichts mehr bringen. Vielleicht wird dann nicht einmal eine schicke Ruine zurückbleiben. Die alten Burgruinen sind stille Zeugen davon, dass ein zukunftsträchtiges Konzept, das sich wirklich lohnte, das sehr erfolgreich war, zusammengebrochen ist. Warum sollte das, was wir jetzt für die Zukunft halten, nicht auch irgendwann so zusammenbrechen? Sind wir vorbereitet auf unsere Lebensruinen?
Ja, das sind wir! – Denn Gott hat uns Hoffnung gegeben auf eine Welt und ein Leben jenseits von allem, was jetzt sichtbar und erwartbar ist. Gott hat uns nur ein Versprechen gegeben, nur Worte. Aber eben Gottes Worte. Es sind Worte dessen, der schon dieses Leben und uns alle mit seinem Wort ins Leben gerufen hat. Er lässt uns durch den Apostel Petrus sagen:
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde
nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petrus 3,13)
Sehenswerte Ruinen sind es, die uns an unsere Vergänglichkeit erinnern, damit unser Blick weiter geht auf die Hoffnung, die Gott uns gibt. Wir warten nicht auf etwas, das wir jetzt gründen und aufbauen. Wir hoffen nicht auf etwas, das von diesem Leben oder aus diesen Jahren bleiben wird. Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, die Gott schenken wird.
Gerade weil wir solche Hoffnung haben dürfen, kann uns diese vergehende Welt aber niemals gleichgültig werden! Denn sie ist Gott ja auch nicht gleichgültig! Gott schenkt uns jetzt in diesem vergehenden Leben durch Jesus Christus seine selbstlose Liebe und Versöhnung. Jesus Christus hat mit seinem Tod am Kreuz den Grundstein gelegt für den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott schaffen wird. Deshalb haben wir allen Grund, uns hier in diesem vergehenden Leben prägen zu lassen von der Liebe Jesu zu allen Menschen. Nicht, um uns ein Denkmal zu setzen, sondern weil es die Liebe Christi ist, auf der unsere Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde gründet.
Ihr / euer Pastor Rudolf Pfitzinger