Den Gemeindebrief 2/2022 (Juni / Juli / August) können Sie lesen, wenn Sie auf den Link klicken. Aus dem Inhalt des Gemeindebriefs:
Gnade, Liebe, Gemeinschaft – Gott weitet unseren Blick auf ihn
Liebe Leserinnen und Leser!
Mit Tunnelblick sieht man nur einen kleinen Teil des Ganzen. Alles andere darum herum bleibt unsichtbar. Einen Tunnelblick bekommen wir oft auch ganz ohne Tunnel, der unser Blickfeld behindert. Wir selbst blenden dann alles aus, außer eine bestimmte Sache, die unseren Blick hält.
Es ist sehr schade, wenn wir unseren Mitmenschen gegenüber einen Tunnelblick bekommen. Wenn zum Beispiel die reiche Tante von ihrer Verwandtschaft immer als Geldquelle gesehen wird. Sie hilft ja gern mit Geld und hat es oft getan. Aber sie weiß, dass sie auch einfach als Mensch, als Gesprächspartner oder in praktischen Dingen gut unterstützen kann, und wünscht sich das auch. Aber niemand nimmt das wahr. Für alle ist sie die mit dem Geld. – Oder ein Fußballstar würde gern einfach auch mal nur Mensch sein und die Fußballwelt für eine Zeit vergessen. – Oder der jüngste von 3 Brüdern würde gern mal nicht mehr als Jüngster bevormundet werden, zumal sie alle schon lange im Ruhestand sind.
Wir neigen dazu, immer eine bestimmte Eigenschaft oder besondere Leistung von Menschen anzusehen, als wäre das der ganze Mensch. Aber jeder ist ganz vielfältig. Zu uns allen gehören Taten, Gefühle, Empfindungen, Besitz, Abhängigkeiten und viel anderes. Alles zusammen macht uns aus. Wir brauchen Menschen, die vieles an uns sehen und wertschätzen.
Die Bibel hilft uns, Gott nicht mit Tunnelblick anzuschauen. Denn sie führt uns vor Augen, dass Gott uns auf vielfältige Weise begegnet. Gott ist unvorstellbar groß und übermächtig, weil er alles gemacht hat. Gott macht sich schwach und verletzlich und lässt es zu, dass die Schuld anderer ihn quält und tötet. Gott ist eine unsichtbare, unfassbare Wirkung in uns drin und mitten unter uns.
Es ist nicht gut, wenn wir in einen Tunnelblick verfallen und immer nur auf bestimmte Taten Gottes sehen. Gott schützt gern, aber er ist nicht nur der starke Schutzengel. Gott wurde Mensch in Jesus Christus – ein wahrlich unbegreifliches, wunderbares Geschehen! Den Menschen Jesus verstehen wir aber kaum, wenn wir ihn nicht als Gott und Herrn annehmen und ehren. Ein neuer Geist, der unsere Seele und Gemeinschaft erfrischt, ist eine wunderbare Erfahrung! Aber Gott ist nicht nur eine gute Stimmung. Auch im Praktischen, Alltäglichen, sogar im bedrückenden Versagen ist er für uns da und will unser Herr sein.
Gegen unseren Tunnelblick und als Sammlung der Weisen, in denen Gott sich uns zeigt, gibt es die Lehre vom Drei-einigen Gott. Gott begegnet uns als Vater und Schöpfer, als Jesus Christus, der Mensch wurde und für unsere Schuld am Kreuz starb, als Heiliger Geist, der uns mit Christus verbindet, uns als Gemeinde und Kirche zusammenfügt. Es sind in unseren Augen drei ganz verschiedene Vorstellungen, aber in jeder begegnet uns der eine Gott, der ganz für uns da ist.
Das ist mehr als wir begreifen und sehen können. Aber wir haben ja schon ein Problem damit, die vielen Seiten des Menschen neben uns wahrzunehmen. Da hilft es uns, wenn Gott uns durch die Bibel den Blick weitet, oder wenn wir uns merken, dass wir dem Drei-einigen Gott gehören.
Das Wort Dreieinigkeit oder Trinität gibt es in der Bibel nicht. Trotzdem hilft es als eine gute Zusammenfassung der biblischen Botschaft. Am Ende des 2. Briefes an die Korinther (Kap. 13,13) bringt Paulus in einem Satz Gott, Jesus und den Heiligen Geist zusammen. Und er bringt in dem Satz den Drei-einigen Gott mit uns zusammen:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Auch dieser Satz weitet unseren Blick. Gnade, Liebe Gemeinschaft – da kommt viel mehr zusammen, als wir erfassen können! In allem beschenkt Gott uns reichlich!
Ihr/euer Pastor Rudolf Pfitzinger