Gemeindebrief 2020-1

GemeindebriefMD2020 1Den Gemeindebrief 1/2020 (März / April / Mai) können Sie lesen, wenn Sie auf den Link klicken.

Kurz nach der Fertigstellung des Gemeindebriefes hat sich durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus alles geändert. Alle Gottesdienste und Veranstaltungen, auf die im Gemeindebrief hingewiesen wird, müssen bis auf Weiteres abgesagt werden.

Aus dem Inhalt des Gemeindebriefs:

Der Hahn auf dem Kirchturm

Liebe Leserinnen und Leser!

Der Hahn hoch oben auf dem Kirchturm hat seinen Schnabel in den Wind gedreht. Wenn der Wind sich dreht, dreht er sich mit. So zeigt er jedem, der es sehen will, was für ein Wind gerade weht.

Der Hahn hoch oben auf dem Kirchturm erinnert damit auch an eine bittere Niederlage. „Niemals werde ich dich verlassen!“ hat Petrus vollmundig versprochen. Aber als es ihm dann zu gefährlich wurde, hat er sich lieber schnell mit dem Wind gedreht und behauptet, dass er keine Ahnung hat, wer dieser Jesus ist. Jesus hatte ihm das vorhergesagt: „Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ (Mk 14,30) So ist es dann gekommen. Der Hahn krähte. Er kündigte mitten in der Dunkelheit schon das Ende der Nacht an.

Sein Krähen hat Petrus aber in bittere Verzweiflung gestürzt. „Was bin ich doch für ein Versager!“ Er wollte ja glauben. Er wollte kämpfen, zu seinem Herrn stehen. Und hier war er schon am Ende. Gescheitert. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Jahreslosung 2020 – Mk 9,24) Dieser verzweifelte Satz kommt nicht von Petrus, sondern von einem Vater, dessen Sohn krank war und schrecklich leiden musste. Er konnte es sich nach all der vergeblichen Mühe um Heilung für seinen Sohn kaum vorstellen, dass nun Jesus schafft, was keiner konnte. Aber wo sollte er noch hin?! Er konnte nicht glauben, und musste doch an Jesus dranbleiben.

Ganz ähnlich ging es auch Petrus. Das war zum Weglaufen, seine hohlen Worte, sein Versagen. Aber wo sollte er hinlaufen? Als dieser sein Herr, der tot war, wieder lebendig vor ihm stand, wagte er es, unter seinen Augen zu bleiben. Auch in ihm muss es leise geklungen haben: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Und Jesus half ihm. Er vergab ihm, stärkte ihn und beauftragte ihn.

Der Hahn da oben, er ist eine Erinnerung an Petrus, an seine dunkelste Stunde. Er erinnert uns, dran zu bleiben an Jesus, ihm treu zu bleiben. Er erinnert uns, gerade nicht die Nase nach dem Wind zu richten und uns wetterwendisch anzupassen, sondern am Vertrauen auf Jesus festzuhalten.

Aber der Hahn da oben erinnert auch daran, dass Petrus auch mit seinem Unglauben, mit seinem Versagen, an Jesus dran geblieben ist. Jesus hat ihm geholfen. Jesus Christus hat unser Versagen an das Kreuz getragen, für uns, und schenkt uns das Leben der Auferstehung. Er hat unseren Tod besiegt, gerade in seiner dunkelsten Stunde.

Der Hahn da oben kündigt eben auch den anbrechenden Tag an: Den Tag des Heils, das Jesus Christus geschenkt hat. Christus hat uns schon mit Gott versöhnt. Und er wird sichtbar wiederkommen und alles neu machen. Lasst uns unbedingt dranbleiben an ihm, und ihm vertrauen!

Ihr/euer Pastor Rudolf Pfitzinger